Wer plant eigentlich unsere Landschaften? Die HAUS DER LANDSCHAFT | Redaktion hat wieder einmal nachgefragt, diesmal bei Anna Detzlhofer und Sabine Dessovic, Geschäftsführerinnen des Büros DnD Landschaftsplanung, ein Planungsbüro das schon seit vielen Jahren Österreichs Landschaftsarchitektur mitgestaltet.
HdL: Frau Detzlhofer, Frau Dessovic, was verstehen Sie eigentlich unter Landschaft bzw. unter Landschaftsarchitektur?
S.Dessovic: Landschaft ist eine vom Menschen überformte Natur, sie trägt die Spuren der menschlichen Nutzung und spiegelt unser Verhältnis zur Natur wider.
A.Detzlhofer: Landschaftsarchitektur gestaltet und entwirft Aussenräume für Menschen. Freiräume entwerfen heißt raumbildende, ökologische, soziale und politische Ansprüche an einen Freiraum gestalterisch umzusetzen. Öffentlichkeit klären, Aktivitäten sammeln, den Bestand aufnehmen und gegebenenfalls Zeichen setzen, mit der Topographie arbeiten, Pflanzbilder erstellen, in jahreszeitlichen Aspekten denken. Einen Ort landschaftsarchitektonisch zu definieren, heißt auch den Horizont suchen, den Bezug nach Außen, zur Landschaft aufnehmen … die Konzentration liegt vielfach an den Übergängen, an den Rändern.
HdL: Was inspiriert Sie, an welchen Grundsätzen orientieren Sie sich in Ihrer Arbeit?
A.Detzlhofer: Die Geschichte sowie die Orte im konkreten inspirieren uns. Aus dem resultiert der Grundsatz „environmantal ketch-up“ zu vermeiden und spezifische Lösungen zu suchen. Die gestalterischen Lösungen sollen zeitgemäß sein und trotzdem die nächsten Jahrzehnte sowohl ästhetisch als auch technisch überleben.
HdL: Was sind aktuell die Tätigkeitsschwerpunkte Ihres Planungsbüros und woran arbeiten Sie gerade?
A.Detzlhofer: Das Spektrum der möglichen Tätigkeiten als Landschaftsarchitektinnen ist sehr breit gestreut und auf unterschiedlichsten Maßstabsebenen erforderlich. Das macht das Berufsleben abwechslungsreich und spannend. Die Schwerpunkte unseres Büros sind stadtplanerische Beiträge, Gestaltungen im öffentlichen Raum und zunehmend auch in ländlichen Bereichen, sowie die wohnungsbezogene Freiraumplanung, die landschaftspflegerische Begleitplanung, Grünflächen von Sondernutzungen wie Gewerbegebiete, Hotelanlagen und Schulen. An diesen Themen arbeiten wir auch immer wieder gerne in interdisziplinären Teams.
S.Dessovic: Wir machen laufend Wettbewerbe, freuen uns, dass demnächst ein Pflegeheim im 13.Wiener Gemeindebezirk fertiggestellt wird, die kühle Meile Zieglergasse in die Umsetzung kommt und weitere Strassenräume folgen. Ausserhalb von Wien arbeiten wir derzeit am Ortszentrum von Oberalm, an einem Platz in St.Valentin, einem Stadtentwicklungsprojekt in Innsbruck, einem Luxushotel in Kärnten. In Deutschland haben wir eben eine Stadtteilschule in Hamburg fertiggestellt und zwei Projekte in München sind in Arbeit. Parallel dazu ist Anna Detzlhofer derzeit im Gestaltungsbeirat in Salzburg tätig sowie als Jurymitglied und Expertin in vielen unterschiedlichen Verfahren beteiligt. Ich selbst bin in der Bundeskammer aktiv und Mitglied der städtebaulichen Kommission in Linz.
HdL: Bei DnD tut sich also viel! Gibt es Aufgaben die Sie noch nicht in Ihrem Portfolio haben, die Sie aber immer schon gerne einmal bearbeiten wollten?
A.Detzlhofer: Wir würden gerne mehr an überregionalen Projekten arbeiten!
Auch spannend finden wir die Friedhofskultur, die sich hierzulande wandelt, die entsprechende Gestaltung wird in Österreich leider sehr selten als landschaftsarchitektonische Aufgabe wahrgenommen. Eine Landesgartenschau zu planen und gestalten wäre auch einmal ganz fein.
S.Dessovic: Und wir würden gerne noch mehr selbst entwickeln. Ein landschaftsplanerisches Labor wäre spannend. Auch die wissenschaftliche, inhaltliche Arbeit ist im Büroalltag eines Planungsbüros zeitlich fast gar nicht mehr möglich, wäre aber sehr erfrischend.
HdL: Was empfinden Sie als die großen Herausforderungen in Ihrer Arbeit als Landschaftsarchitektinnen?
S.Dessovic: Schwierig ist der enorme Kostendruck im Freiraum. Die Legitimation der von uns vorgeschlagenen und geplanten Maßnahmen endet vielfach bei der Einsparungsliste. Es wird an Bewässerung, an Bäumen und leider auch oft an der Pflege gespart.
A.Detzlhofer: Aktuell fordert uns die Bewältigung der Klimakrise und die damit einhergehenden Hitzeprobleme. Mit diesem Thema haben wir uns auch intensiv bei der Maßnahmenplanung zur Klimawandelanpassung in der Wiener Zieglergasse befasst. Und der Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Menschen in der Stadt wird uns in den nächsten Jahren wohl weiterhin beschäftigten. Das Thema Natur in der Stadt steuert eventuell auf eine Polarisierung zu, die aktiv von der Landschaftsarchitektur zu beantworten sein wird.
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