ÖGLA | Österreichische Gesellschaft für Landschaftsarchitektur
Wien, November 2021
Bedeutung von Bäumen in der Stadt
Die positiven Wirkungen von Bäumen in Städten sind vielfältig: Sie spenden Schatten, filtern die Luft, unterstützen die Artenvielfalt und dienen der Erholung und Gesundheit von Städterinnen und Städtern. Außerdem kommen sie als „nature-based solutions“ im Kampf gegen den Klimawandel zum Einsatz. Sie binden und verarbeiten CO2 und kühlen ihre Umgebung in immer heißer werdenden Städten. Diese wichtigen Klimafunktionen und Ökosystemleistungen haben in den jüngsten Jahren zu einem Umdenken geführt: Gehölze werden zunehmend zu einem integralen Bestandteil der Stadtstrukturen – in Parks, auf Plätzen und in Straßenräumen, ja sogar auf Dächern und Fassaden leisten Bäume heute einen wichtigen Beitrag zur Stadtökologie und spenden Lebensqualität.
Neupflanzungen und Bestandsschutz
Unbedachte und vermeidbare Rodungen oder das systematisierte Kaputtschneiden von Bäumen, das zum Teil an überzogenem Risikomanagement und unsachgemäßem Umgang liegt, sind nach wie vor viel zu häufig gängige Praxis in Städten. Österreichische Landschaftsarchitekt*innen arbeiten tagtäglich daran, Bäume in unterschiedlichste Baumaßnahmen zu integrieren und diese entsprechend zukunftsfähig zu planen und zu erhalten, um sie für künftige Generationen zu bewahren. Doch neben den dringend erforderlichen Neupflanzungen, ist insbesondere die Erhaltung ausgewachsener und somit voll klimawirksamer Großgehölze von größter Bedeutung. Diese Aufgabe bedarf aktuell auf Grund des voranschreitenden Klimawandels besonderer Aufmerksamkeit. Die ÖGLA | Österreichische Gesellschaft für Landschaftsarchitektur unterstützt aus diesen Gründen die Österreichische Baumkonvention in ihrem Anliegen für einen sensibleren und differenzierteren Umgang mit Bestandsbäumen und Wäldern. Insbesondere gilt es Bewusstsein für die Bedeutung von Gehölzen in der Stadt zu schaffen und ihren vielfältigen Wert aufzuzeigen.
„Ein differenzierter, zukunftsfähiger Umgang mit Sicherheit, Risiko und Haftung rund um den Baum verbindet die dauerhafte Sicherstellung der Umwelt- und Wohlfahrtswirkung von Bäumen und Wäldern mit angemessenen Rahmenbedingungen für die Pflege und Bewirtschaftung.“ (Österreichische Baumkonvention)
Baumfällungen in historischen Anlagen
In historischen Anlagen kommt es oftmals zu Konflikten zwischen zwei Schutzgütern: Der Schutz der historischen Parkanlage (Gartendenkmalpflege) sowie der Schutz des Altbaumbestandes (Baumschutz). Diese beiden Schutzgüter sind aus fachlicher Sicht gleichwertig zu behandeln, wodurch es zu einem Schutzgüterkonflikt kommen kann. Zur Lösung des Konfliktes bedarf es daher einer gewissenhaften Abwägung der Interessen, der eine eingehende und transparent geführte Fach-Diskussion vorangehen muss. Keinesfalls sollten hingegen Beweggründe zur wirtschaftlichen Nutzbarmachung zur Fällung von wertvollen Altbaumbeständen in historischen Anlagen führen. Zur Klärung ist daher auf größte Transparenz und Offenheit bei geplanten Vorhaben zu achten, ebenso wie auf die Bereitstellung von nachvollziehbaren Unterlagen für Expert*innen und entsprechende Beteiligungsformaten zur Einbindung der Bevölkerung.
Baumfällungen in historischen Parkanlagen setzen voraus:
– Transparenz bei den vorgesehenen Planungen
– Information und Einbindung der (Fach-)Öffentlichkeit
– Entwicklung eines offenen und nachvollziehbaren Fachdialoges
– eine neutrale Bewertung durch unabhängige Fachgutachter*innen.