Die Interviewreihe „Wer plant Landschaft“ geht weiter, diesmal mit Fragen an Daniel Zimmermann, geschäftsführender Partner im Wiener Ingenieurbüro 3:0 Landschaftsarchitektur.

 

HdL: Herr Zimmermann, zu Beginn eine Verständnisfrage: Was bedeutet für Sie als Landschaftsarchitekt eigentlich Landschaft und Freiraum?

D.Zimmermann: Freiraum und Landschaft ist überall dort, wo Regen drauffällt. Ich finde diese Definition sehr passend, denn sie zeigt nicht nur die Weite unserer Tätigkeiten, sie veranschaulicht auch die Bedeutung des Naturhaushalts für unsere Arbeit. Regen, Witterung, Jahreszeiten, Licht, das alles sind zentrale Elemente, wenn man mit Pflanzen arbeitet und mit Räumen deren Decke der Himmel ist. Und Landschaftsarchitektur ist die planerische und gestalterische Auseinandersetzung mit diesen Freiräumen.

Wir legen in unserem Büro großen Wert auf die Bearbeitung unterschiedlicher Maßstabsebenen der Landschaftsarchitektur, von städtebaulich-ordnungsplanerischen Themenschwerpunkten bis hin zur objektplanerischen und ausführenden Planungsebene.

 

HdL: Was ist bei dieser Bandbreite an Aufgabenfeldern das Spezialgebiet von 3:0 Landschaftsarchitektur?

D.Zimmermann: Wir richten unseren Fokus auf die öffentlichen Stadträume, also öffentliche Plätze, Parkanlagen und Straßenräume. Und dabei liegen uns Bäume besonders am Herzen, daher arbeiten wir an der Weiterentwicklung des Schwammstadtprinzips, das ist derzeit sozusagen unser größtes Leidenschaftsthema.

 

HdL: Schwammstadt? Können Sie das näher erklären?

D.Zimmermann: Das Schwammstadtprinzip ist eine Möglichkeit, den Bäumen im Straßen- und Stadtraum den Durchwurzelungsraum zur Verfügung zu stellen, den sie für eine vitale Alterungsfähigkeit brauchen. Dadurch können sich Bäume in Städten besser entwickeln und mehr als 100 Jahre werden, das ist wichtig um die volle Kühl- und Filterleistung erbringen zu können. Und der Begriff des Schwammes bezieht sich auf das was sich im Untergrund abspielt. Das Regenwasser fließt nicht in den Kanal oder an der versiegelten Oberfläche ab, sondern retentiert in den Baumwurzelraum und wird dort zwischengespeichert. Das geht nur mit der richtigen Technik und den richtigen Substraten. Daher arbeiten wir bereits seit vielen Jahren mit Stefan Schmidt von der HBLFA Schönbrunn, mit Erwin Murer vom Bundesamt für Wasserwirtschaft und mit Charly Grimm von der ÖGLA und dem Arbeitskreis Schwammstadt zusammen. Wir entwickeln Inhalte und Techniken gemeinsam weiter, begleiten diese Entwicklungen wissenschaftlich und forcieren die Umsetzung.

 

HdL: Abgesehen vom Schwammstadtprinzip, ist 3:0 ein Büro das generell gerne mit anderen Büros kooperiert?

D.Zimmermann: Wir kooperieren sehr viel und auf unterschiedliche Art und Weise. Bei unseren klimaangepassten Straßenraum-Planungen sind Verkehrsplanungsbüros, aber auch Partner für die Mikroklimatologie mit dabei. Zusammen mit Weatherpark und con.sens Verkehrsplanung haben wir die cuulbox ins Leben gerufen, eine Kooperation zur Entwicklung zukunftsfähiger Stadt- und Straßenräume. Und dann arbeiten wir natürlich immer wieder mit größeren und kleineren Architekturbüros zusammen, auch bei Wettbewerben.

 

HdL: An wievielen Wettbewerben im Jahr nimmt 3:0 teil?

D.Zimmermann: Wir kommen zirka auf 30 Wettbewerbe, wobei wir dabei an ganz unterschiedlichen Beiträgen arbeiten. Manchmal sind es nur kleine Fachinputs, manchmal beschäftigen uns Wettbewerbe wochen- oder sogar monatelang. Der Wettbewerb „Straßen im Quartier Seebogen – Seestadt Aspern“ etwa war im Endeffekt dreistufig und hat sich von November 2016 bis April 2017 gezogen.

 

HdL: Was sehen Sie als wichtigstes Zukunftsfeld der Landschaftsarchitektur?

D.Zimmermann: Das wichtigste Zukunftsfeld ist aus meiner Sicht Strategien zur Klimaanpassung planerisch bzw baulich umzusetzen. Dabei müssen wir die Bedeutung der Landschaftsarchitektur als konstruktive Kraft hervorheben. Das ist ein Fokus der in unserem Büro stark mit den Projekten rund um die Schwammstadt verknüpft ist. Die richtigen Techniken und Substrate für das Schwammstadtprinzip zu finden, die in unseren Breiten funktionieren, das ist eine Aufgabe für Wissenschaft und angewandte Feldforschung. Und daran arbeiten wir intensiv mit. Von den Ergebnisse wird die heimische Landschaftsarchitektur profitieren.

 

3:0 Landschaftsarchitektur
Gachowetz Luger Zimmermann OG
Ingenieurbüro für Landschaftsarchitektur

Partner: DI Robert Luger, DI Oliver Gachowetz, DI Daniel Zimmermann

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Foto: Sonnenallee – Seestadt Aspern © Hertha Hurnaus 2017