Seit letztem September gibt es das „New European Bauhaus“, eine Initiative der Europäischen Union. Es will eine Verbindung zwischen dem europäischen Grünen Deal und unseren Lebensräumen herstellen. Noch bis im Sommer 2021 läuft die erste Phase „gemeinsame Gestaltung“. Auf der Website des New European Bauhaus wird es als „eine im Entstehen begriffene interdisziplinäre kreative Bewegung“ bezeichnet, an der sich alle beteiligen können. Sein offizieller Slogan vereint die englischen Eigenschaftswörter beautiful, sustainable und together. Vorbild und Namensgeber ist natürlich das Staatliche Bauhaus, das in Deutschland zwischen 1919 und 1933 zuerst in Weimar, dann in Dessau und ganz am Schluss in Berlin betrieben wurde. Damals wollte man an einer historischen europäischen Bruchkante Kunst, Handwerk und Industrie mit avantgardistischem Schwung an Orten mit emblematischer Strahlkraft zusammenführen. Bekannte Persönlichkeiten aus der avantgardistischen Szene traten an diesen Orten ans Ruder. Beim „New European Bauhaus“ scheint – zumindest vorerst – eher die etablierte Bürokratie in Brüssel für den Antrieb zu sorgen, mit finanziellen Mitteln, die ihr dafür zur Verfügung gestellt wurde. Zur Teilnahme an dieser Experimentier- und Vernetzungsplattform eingeladen sind Bürger*innen, Sachverständige, Unternehmen und Institutionen sowie Designer*innen, Architekt*innen, Ingenieur*innen, Wissenschaftler*innen, Studierende und kreative Köpfe aller Disziplinen. Die Inhalte lauten: künftige Formen des Zusammenlebens, Chancen zur Veränderung unseres Lebens zum Besseren, innovative Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme in einem partizipativen Prozess. Erklärtes Ziel der Initiative ist es, „unser Denken, unsere Verhaltensmuster und unsere Märkte an neuen Lebens- und Bauweisen auszurichten, unter anderem durch Einwirkung auf das öffentliche Auftragswesen“. Das erneuerte Europa soll erschwinglichere und zugänglichere Lebensräume bieten, außerdem ein weltweit nachhaltiges Leben ermöglichen. Es soll ferner die Lebensqualität steigern, indem der Wert von Einfachheit, Funktionalität und Werkstoff-Kreislaufwirtschaft ohne Abstriche bei Alltagserfordernissen wie Komfort und ästhetische Attraktivität die angemessene, notwendige Geltung verschafft wird. [Textquelle: Manuel Pestalozzi, www.german-architects.com, 23.4.2021]

Titelbild-Grafik: Das Logo des „New European Bauhaus“ besteht aus einer diskreten, marginalen Cityscape, Menschen und einem Haustier in der großzügigen Freifläche und viel Bäumen. (c) europa.eu