Der ab 1764/65 angelegte Wörlitzer Park stellt ein historisches Gartenkunstwerk von Weltrang dar, das seit dem Jahr 2000 als Bestandteil des Gartenreichs Dessau-Wörlitz zum UNESCO-Welterbe gehört. Hier wurden erstmals auf dem europäischen Kontinent die in England aufgekommenen Gestaltungsprinzipien des landschaftlichen Stils übernommen. Wesentliche Motivation dieser neuen Richtung war das Streben nach Vielfalt und Abwechslung, vor allem in der Kombination unterschiedlicher Arten und Formen von Gehölzen und anderer Pflanzen. Der Wörlitzer Park galt daher schon zu Lebzeiten seines Schöpfers, des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817), wegen seines reichen Bestandes an Gehölzarten nicht nur als Sehenswürdigkeit, sondern entsprechend der pädagogischen Intentionen des Fürsten auch als Bildungsort.

Schon der ältesten „Beschreibung des Fürstlichen Anhalt-Dessauischen Landhauses und Englischen Gartens zu Wörlitz“ von August von Rode (1788) war ein Verzeichnis der hier kultivierten Pflanzenarten angefügt. Ab 1959 gab der vom ehemaligen Gartendirektor Kurt Lein (1911-2003) verfasste und mehrfach neuaufgelegte Führer „Bäume und Sträucher im Wörlitzer Park“ Informationen zum vorhandenen Artenspektrum und ermöglichte durch Karten auch das Auffinden der jeweiligen Gehölze im Park. Diese Intentionen wurden mit dem „Dendrologischen Atlas der Wörlitzer Anlagen“ seit 2001 weiterverfolgt, der nun in einer zweiten und aktualisierten Auflage erschienen ist.

Mit seinem Verzeichnis der heute im Wörlitzer Park vorhandenen 464 Arten und Sorten von Laub- und Nadelgehölzen und den detaillierten Informationen zu Wuchseigenschaften und Standortansprüchen ist gleichermaßen Führer und Nachschlagewerk. Er bietet Expert*innen, aber auch interessierten Laien ein hochwertiges Kompendium des Gehölzbestandes und ermöglicht damit, sich diese wertvolle Sammlung beim Spaziergang durch den Park zu erschließen. Zahlreiche Fotos vermitteln einen Eindruck von den unterschiedlichsten Wuchsformen, Belaubungen, Blüten und Früchten, geben aber auch die gestalterische Wirkung der gartenkünstlerischen Kombination in verschiedenen Ansichten wieder. Detaillierte Karten erlauben das Auffinden der beschriebenen Arten von Bäumen und Sträuchern im Park.

Der Dendrologische Atlas bildet mit den Bäumen und Sträuchern den größten Teil der pflanzlichen Elemente des Gartendenkmals Wörlitzer Park ab. Er ist damit auch ein wichtiges Instrument für die nachhaltige gartendenkmalpflegerische Bewahrung dieses bedeutenden Parts des UNESCO-Welterbes, der sich im Besonderen den Auswirkungen des Klimawandels stellen muss. Damit erlangt die Fortführung der hier seit langem praktizierten Tradition der Aufzeichnung von Gehölzinventaren heute eine ganz besondere Aktualität.

Der Dendrologische Atlas der Wörlitzer Anlagen ist nun in der zweiten, aktualisierte Auflage erschienen. Die Neuauflage wurde durch das Land Sachsen-Anhalt großzügig gefördert. Das Werk ist im Buchhandel und in den Gartenreichläden der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz erhältlich.

Bibliografische Information: Dendrologischer Atlas der Wörlitzer Anlagen, hrsg. v. Brigitte Mang und bearb. von Jürgen Ringenberg, Ludwig Trauzettel, Sebastian Doil und Michael Keller. Dölling und Galitz Verlag, zweite Auflage München/Hamburg 2020. ISBN: 978-3-96218-131-5. (Kataloge und Schriften der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Bd. 43). 280 S., 34,00 EUR.